Flüchtlingslager -Text

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Flüchtlingslager Schule 

  1. Febr. 1945.

Welch schwere Woche liegt hinter uns. Am Montag, dem 29. Januar wurde unsere Schule alarmiert und die Schularbeit sofort abgebrochen. Bis auf weiteres ruht sie nun. Aber nur halb. Der Feind aus dem Osten vermochte bis Schlesien vorzudringen und die bedauernswerte Bevölkerung war gezwungen, nach Westen zu flüchten. Bald musste Plauen in der Diesterwegschule für die Aufnahme von Hunderten solcher Flüchtlinge besorgt sein. Von dort aus werden sie nun verteilt, und Neundorf hat nun 200 von ihnen aufzunehmen.

Aus den vier Schulräumen werden die Bänke und Lehrmittel entfernt. Erstere stehen hoch aufgestapelt im Saal des Unterneundorfer Gasthofes. 3 Zimmer der Schule und zwar die Schulzimmer 1,3, und 4 wurden mit Stroh belegt und Zimmer 2 wurden durch Tafeln und Stühle zum Tagesraum eingerichtet. Am Mittwoch holten die Lehrer Rettig, Büttner und ich 86 Flüchtlinge ab. Mit 4 Bauerngeschirren wurden sie nach Neundorf gebracht und in die Schule, in die Gaststube von Bäß und ins Vereinszimmer von Dorst in Unterneundorf verteilt. Wir Lehrer beteiligten uns alle Tage bis heute als Flüchtlingslager- Halter und suchten Unterkunft für die uns zur Betreuung Anvertrauten in den Neundorfer Familien. So ernst ist die Kriegszeit geworden.

Friedrich Gustav Schmidt.

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